TaiJi für die grauen Zellen
Heng Chan Yin (Universität Peking) beobachtete 2019, wie sich 8 Wochen TaiJi-Training auf das Gehirn auswirkten. Die Teilnehmer trainierten dreimal pro Woche 50 Minuten, wodurch die Menge an grauer Substanz zunahm, bezüglich Anzahl der Neurone als auch deren Verknüpfungsdichte, auch in Schläfen-, Scheitel- und Hinterhauptlappen. Letztere sind relevant, da sie auch wichtig sind, um Erinnerungen wie Namen und episodischen Ereignisse wie einen Urlaub abzurufen.
Auch das empathische Areal (Gefühle, Absichten und Standpunkte) und der Bereich, der für Vorstellung, Zukunftsvision und Kreativität zuständig ist, werden wieder gestärkt.
Die Studie aus Peking zeigte auch, dass die Areale für Impulskontrolle, Handlungsplanung und Strategieanpassung verbessert wird.
Diese Ergebnisse wurden auch durch eine Studie eines Teams der Universität Suzhou (China) 2020 an Frauen Anfang 60 bestätigt.
Zudem zeigte sich in mehreren Studien, dass das Hirnvolumen nach nur 3 Monaten täglichem Training (á 50 Minuten) um ein Prozent gewachsen ist. So besserte sich auch das Gedächtnis und die geistige Flexibilität.
Außerdem zeigt eine Meta-Studie der Boston Medical School über 40 Studien mit insgesamt knapp 4000 Teilnehmer*innen, dass TaiJi auch die Symptome von Angstzuständen, Depressionen und Stimmungsschwankungen mindert und das Selbstwertgefühl steigert.
Die aktuelle Forschung zu TaiJi bei Störungen der kognitiven Fähigkeiten konzentriert sich auf einen Rückgang der kognitiven Funktionen, also auf eine leichte kognitive Störung (mild cognitive impairment – MCI), auf Demenz und auf Alzheimer-Krankheit.
Lam et al. haben durch eine randomisierte kontrollierte Studie herausgefunden, dass bei 389 älteren Menschen mit Demenz (CDR 0,5) oder MCI sich die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten, das Langzeitgedächtnis und die subjektiven kognitiven Beschwerden besserten, wenn sie 3 Monate mindestens dreimal pro Woche 24 vereinfachte TaiJi-Muster übten. Die Besserungen wurden dabei noch 2 Monate nach dem Trainingsende beobachtet, was darauf hindeutet, dass TaiJi möglicherweise einen spezifischen Nutzen für die kognitiven Fähigkeiten hat. Die Forschergruppe berichtet außerdem über eine einjährige randomisierte kontrollierte Studie im Rahmen des gleichen Projekts, die zu dem Schluss kam, dass TaiJi dazu beitragen kann, die allgemeinen Fähigkeiten älterer Menschen zu erhalten. Dafür haben sie den Effekt von TaiJi mit denen von Musik in Kombination mit Dehnungsübungen auf die kognitiven Fähigkeiten von älteren Menschen verglichen, die ein hohes Risiko für kognitive Störungen haben (Lam et al. 2012).
Aktuelle Erkenntnisse aus zahlreichen Studien über die Auswirkungen von TaiJi auf ältere Patienten mit MCI deuten darauf hin, dass mit Tai Ji effektive Verbesserungen der Gedächtnisfunktion, der Alltagshandlungen und der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten erreicht werden und dass es für das Langzeittraining bei älteren Menschen mit MCI geeignet ist (Farhang et al. 2019). Siu et al. (Siu und Lee 2018) haben 160 ältere Menschen > 60 a aus 4 Seniorenzentren beobachtet; die Interventionsgruppe übte 16 Wochen lang 2 x / Woche 1 h lang Tai Ji im Yang-Stil; Kontrollgruppe erhielt keine Intervention. Die Ergebnisse legen nahe, dass Tai Ji bei älteren Erwachsenen mit MCI eine effektive Strategie zur Verbesserung der kognitiven Gesundheit sein kann.
Klein ist der Ansicht, dass TaiJi als alltägliches Training sowohl auf Alzheimer-Patienten als auch auf Parkinson-Patienten einen positiven Einfluss hat. Tai et al. haben durch eine klinische Studie festgestellt, dass kombiniertes Training (TaiJi, Kalligraphie und Malen) bei Alzheimer-Patienten > 65 a die Lebensqualität verbessern kann. Auch der Nutzen von Tai Ji in Kombination mit Meditation für die Behandlung von verhaltensbezogenen und psychiatrischen Symptomen der Demenz wurde gezeigt.
Vielen Dank für ihr Interesse!