Medizindrache Alexander Jahn
Chinesische Medizin & NAET & Osteobalance

Stark verarbeitete Lebensmittel machen genauso süchtig wie Tabak

Stark verarbeitete Lebensmittel (high processed food = HPF) erfüllen die gleichen Suchtkriterien wie Tabak, und ihre Kennzeichnung könnte der öffentlichen Gesundheit zugutekommen, so eine US-Studie, die eine Reihe von Kriterien zur Bewertung des Suchtpotenzials bestimmter Lebensmittel vorschlägt.


Was sind stark verarbeitete Lebensmittel (high processed food = HPF)?
Das sind Lebensmittel, die vor allem aus billigen industriellen Energie- und Nährstoffquellen sowie Zusatzstoffen bestehen. Sie kommen in unserem Lebensmittelangebot immer häufiger vor. Offensichtlich sind es alle Produkte, die freien Haushalts- oder Industrie-Zucker, unter welchem Namen auch immer, und schnell verfügbare Kohlenhydrate enthalten. Gerade Zucker führt dazu, dass geringwertige Produkte durch die Süße als hochwertige wahrgenommen werden. Dies liegt an unserer Konditionierung als Säugling durch die Süße der Muttermilch. Damit haben wir gelernt, dass „süß“ für uns gut ist. Das half uns in den mehreren hunderttausend Jahren als Steinzeitmensch zu überleben.
Ferner enthalten die HPF auch neben den raffinierten Kohlenhydraten einen hohen Anteil an zugesetztem Fett.
So steigt auch mit dem Verkauf und Genuss stark verarbeiteter Lebensmittel auch der Anteil von Fettleibigkeit und ernährungsbedingten Krankheiten.


Essen eine Sucht?
Einen Hinweis auf den Suchtcharakter lieferte eine Untersuchung von der klinischen Psychologin Jen Unwin, PhD, aus Southport, UK: Sie zeigte mittels eines dreimonatigen Online-Programmes mit kohlenhydratarmer Ernährung und psychoedukativer Unterstützung bei einer Gruppe von Personen mit Symptomen der Esssucht, die nicht alle übergewichtig oder fettleibig waren, deutlich reduziertes Suchtverhalten.

Damit wird auch erklärbar, dass auch intelligente Menschen, die nach einer Reduktionsdiät gut abgenommen haben, schnell wieder in alte Muster zurückfallen und wieder zunehmen.
Wissenschaftliche Hauptkriterien, die eine Substanz als süchtig machend kennzeichnet, ist ihre Fähigkeit,
(1) einen stark kontrollierten oder zwanghaften Konsum zu verursachen,
(2) durch ihre Wirkung auf das Gehirn psychoaktive (d. h. stimmungsverändernde) Effekte hervorzurufen
(3) Verhalten bzw. Konsum der Substanzgebrauch zu verstärken
(4) und ein starkes Verlangen auszulösen.
Oder kurz: Zeichen für die Sucht ist typischerweise Verlust der Kontrolle über den Konsum, starkes Verlangen, Unfähigkeit, den Konsum einzuschränken, und fortgesetzter Konsum trotz negativer Folgen.
Nimmt man diese 4 Kriterien als wissenschaftlich gültige Maßstäbe an und unterzieht die HPFs diesen, so gelangt man leicht zu der Einschätzung, dass HPF süchtig machen.

Ebenso wie beim Tabakkonsum löst HPF ausreichend stark ein Belohnungssignal im Gehirn aus, um die Selbstverabreichung aufrechtzuerhalten. Konkret heißt das, dass, obwohl wider die Vernunft, werden z. B. Kartoffelchips, Süßigkeiten und Kekse in sich hineingeschaufelt, selbst dann, wenn man satt ist.

Das was ich hier darstelle ist allerdings stark umstritten, da es bislang keine wissenschaftlich fundierten Kriterien gibt, anhand derer das Suchtpotenzial bestimmter Lebensmittel bewertet werden kann.
Zwar besteht ein allgemeiner Konsens über Kriterien, anhand derer festgestellt werden kann, ob eine Person einem bestimmten Suchtphänotyp angehört, und damit eine Esssucht hat. Allerdings gilt dies nicht für die in Frage kommenden Lebensmittel.
Ashley N. Gearhardt, PhD, Psychologin an der Universität von Michigan in Ann Arbor, schreibt im Rahmen einer Studie HPF die Fähigkeit zu, schnell süchtig zu machen, ebenso schnell wie bei Tabak.
HPF lösen einen „Dopaminrausch“ aus, woraufhin das Gehirn die Zahl der Dopaminrezeptoren senkt, um dem Dopaminanstieg entgegenzuwirken. Dieser Rückgang der Dopaminrezeptoren erklärt die Depression, die häufig mit der Nahrungssucht einhergeht. Deshalb führt man dann auch gerne, um der „schlechten Stimmung“ oder dem „Energie-Tief“ auszukommen, wieder Süßigkeiten oder andere HPF. Diese
Sie behauptet sogar, dass durch eine HPF-reiche Ernährung, ebenso zu vermeidbaren Todesfällen führen, wie bei den Tabakprodukten. (Studie wurde November 2022 in der Zeitschrift Addiction veröffentlicht)
Damit sollte Esssucht nicht als eine „moralische“ Schwäche angesehen werden, sondern mehr unter dem Aspekt der echten Sucht betrachtet werden.

Warum der Vergleich mit Tabakkonsum ?
Beide Produkte [Tabak und HPF] sind legal, leicht zugänglich und preiswert, lösen keinen Rausch aus und verursachen vermeidbare Todesfälle".
Ebenso wie bei der Esssucht wollen die meisten Raucher gerne aufhören, aber schaffen das nicht oder nur schwer.

Was sind die vermeidbaren Todesfälle bei Esssucht?
Das sind z. B. Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei denen die meisten Patienten nicht in der Lage sind, sich an medizinisch empfohlene Ernährungspläne zu halten, weil es eigentlich eine Reduzierung der HPF-Aufnahme erfordern würde.

Was wäre jetzt zu tun?
Als erstes sollte Esssucht als eine echte Sucht und nicht als Willensschwäche anerkannt werden.
Dann braucht es echte Diagnosekriterien, denn nicht jeder Übergewichtige ist ein „Food-Junkie“. Hierfür könnte man bereits für andere Sucht-Erkrankungen benützte Bewertungs-Schemata (modifizierten Yale Food Addiction Scale (mYFAS) 2.0 und der Kurzversion der Warwick Edinburgh Mental Wellbeing Scale) verwenden.
Letztlich braucht es auch eine entsprechende multimodale und langfristige Suchttherapie, die, gemäß den Erfahrungen von Frau Unwin und Gearhardt durchaus auch online funktionieren.

Was können Sie als Konsument*in tun?
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie möglicherweise esssüchtig sind, z. B. weil sie ein*e Stress-Esser*in oder Erschöpfungs-Esser*in sind, oder gerne Stimmungstiefs mit Essen betäuben, machen Sie einen kalten Entzug: Verzichten Sie komplett auf Zucker, Alkohol, kurzkettige Kohlenhydrate, und damit auch auf sämtliche industriell hergestellte Fertigprodukte, inklusive Wurstwaren!

Achten Sie auf frische und vollwertige unverarbeitete Lebensmittel, die Sie selber verarbeiten und damit die Kontrolle darüber wiedererlangen, was in Ihren Körper kommt.

Regen Sie Ihren „schlaff“ gewordenen Stoffwechsel wieder an, z. B. mit viel Sport, der ihnen Freude bereitet.

Holen Sie sich auch gegebenenfalls psychologische Hilfe, denn es können auch Themen auftauchen, die durch die HPF betäubt wurden.

Und auch die Chinesische Medizin kann Sie auf Ihrem Weg in ein suchtfreies Leben unterstützen.


Quellen:

  • Gearhardt AN, Hebebrand J. The concept of ‘food addiction’ helps inform the understanding of overeating and obesity: debate consensus. Am J Clin Nutr. 2021; 113: 274– 6
  • https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34152831/
  • Praxedes DR, Silva-Júnior AE, Macena ML, Oliveira AD, Cardoso KS, Nunes LO, et al. Prevalence of food addiction determined by the Yale Food Addiction Scale and associated factors: a systematic review with meta-analysis. Eur Eat Disord Rev. 2022; 30: 85– 95.
  • Yekaninejad MS, Badrooj N, Vosoughi F, Lin CY, Potenza MN, Pakpour AH. Prevalence of food addiction in children and adolescents: a systematic review and meta-analysis. Obes Rev. 2021; 22:e13183.

 

 
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