Grundlagen der Chinesischen Medizin
Ist es das Exotische einer fremden Welt und Denkweise, die Frustration über die technologisierte und entmenschte Schulmedizin einfach das Vertrauen auf Jahrtausende altes empirisches Wissen um Gesundheit und Krankheit das der TCM hierzulande so regen Zulauf beschert? Vielleicht ist es ist es von allem ein wenig.
Der Chinesischen Medizin liegen natürlich andere philosophische Ideen zugrunde als unserer alten griechisch-römischen Medizin mit ihrer Säftelehre, unserer alchemistisch-spagyrischen Medizin mit ihrer Signaturen-Lehre oder unserer modernen Schulmedizin mit ihrem physikalisch-mechanistischem Weltbild.
Die Antworten auf die Frage, wann die Chinesisch Medizin (CM) entstanden sei, reichen von von mindestens 2500 bis über 10000 Jahre. Auch das exakte Verbreitungsgebiet ist unklar. China ist nun eben groß und auch „Ötzi“ aus den Ötztaler Alpen zeigt Hinweise auf Akupunktur. Und Moxa-Behandlungen.
Die ‚Frage muss wohl offenbleiben, da der Mensch mit dem Menschsein auch Krankheit erlebt hat und somit immer auch schon sich davon zu befreien versucht hat. Das können wir auch bei höherentwickelten Affenarten wie Gorillas und Schimpansen belegen. Klar ist, dass wir, anders als in Europa, keine Abbrüche nachweisen können, in denen die sich vorher entwickelte Medizin von einer eingewanderten oder aufgepfropften Medizin-Theorie verunglimpft, verpönt, verfolgt und ersetzt wurde.
Die CM entwickelte sich im Laufe der Jahrtausende. Sie war und bleibt immer schon eine Heilkunde: anfangs wie überall ein Selbstbehelf bei körperlichen Störungen oder Verletzungen.
Daraus entwickelte sich, wie überall in der Welt, eine Volksheilkunde.
Als das Wissen weiter zunahm und raffinierter wurde, gab es hierfür Spezialist*innen: Wu (Schamanen).
Dann kamen philosophische "Spezialisten“, die mit Ihren Lehren tiefgreifend das Denken in China veränderten.
Einer von diesen war LaoZi mit dem von ihm begründeten Daoismus. Vor allem der Daoismus hat dann die Medizin maßgeblich mit seiner Art und Weise die Natur zu betrachten geprägt. Seine Ideen und Wertevorstellungen waren massiv prägend für die heutige Chinesische Medizin.
An diesem Punkt trennten sich Chinesische und Tibetische Medizin.
Die Tibetische Medizin wurde nachfolgend stärker von Indien und der griechischen Säftelehre von Galen beeinflusst.
Das bedeutet beispielsweise, dass es in beiden Therapielinien die 5 Elemente (Wandlungsphasen) inklusive Funktionskreise gibt. Jedoch gibt es in der Tibetischen Medizin wie in der Ayurveda nicht Yin, Yang und Qi, sondern die drei Doshas.
In China gab es später, wenn auch nur geringe, Einflüsse von Konfuzianismus und Buddhismus auf die Medizin, und es wurden die Funktionskreise ausführlich durchdacht und das Konzept von Qi, Yin und Yang sehr detailliert entwickelte sich zu dem grundlegenden philosophischen Ansatz für die Betrachtung von Gesundheit und Krankheit.
Die TCM, als solche benannt, wurde erst 1958 durch Mao Zedong kanonisiert. Das Schwarz-Weiß-Denken in der griechisch-römisch geprägten Welt braucht diese "Kanonisation" als Medizin. Sonst gilt es als Dilettantismus. Mehr als 4000 Jahre Medizingeschichte, dokumentiert in Grabbeigaben, und mehr als 2000 Jahre niedergeschriebene Medizingeschichte sprechen eine andere Sprache.
Hier darf gerne Mal betrachtet werden, dass Die westliche "Schulmedizin" eigentlich nur gut 200 Jahre alt ist und einer mechanistischen Philosophie entstammt, die aufgrund dessen nur das anerkennt, was in irgendeiner mechanisch messbar ist.
Die "Schöpfung" der TCM war letztlich eine Vereinfachung eines hochkomplexen System-Geflechtes, das schnell, einfach und kommunistisch kompatibel gelehrt werden sollte.
Mit dem Sturz des Kaiserreiches 1912 wurde alles, was an das Kaiserreich und alte Traditionen erinnerte, verboten („Die alten Zöpfe müssen ab!“). Dazu gehörte auch die Medizin. Man sehnte sich ein „moderner“ Staat zu werden und wollte auch deren Medizin.
Mao Zedong lernte allerdings beim „langen Marsch“ 1934 bis 1935 Ärzte mit dem alten Wissen kennen, die bei diesem großen Unterfangen seine Genossen wieder marschbereit machten.
Als ihm 1956 beim „Großen Sprung nach vorne“ das Geld für die modernen Medikamente aus der UdSSR fehlte, fiel ihm das wieder ein und so wollte er eine billige Medizin etablieren, die sowohl ohne großen materiellen Aufwand schnell zu erlernen und durchzuführen, als auch wirksam ist und, wenn möglich, auch noch dem Ruhm der Volksrepublik China dient.
So berief er eine Versammlung unerschrockenen alten Ärzten aus den verschiedensten Medizin-Traditionen ein, die ein Lehrbuch schreiben sollten. Dieses wurde dann westlich ausgebildeten Ärzten vorgelegt und nur das, was diese für plausibel hielten, wurde dann in die Endfassung übernommen.
Und der große Vorsitzende Mao nannte das ganze Konvolut „Traditionelle Chinesische Medizin“.
Was ist das Ganze dann noch wert?
Diese mutigen Ärzte haben die Gefahr auf sich genommen haben, dass sie in einem Arbeitslage verschwinden oder Ihre Körpergröße um Kopfes-Länge verkürzt wird (wir erinnern uns an die „Tage der hundert Blüten“ in denen man aufgefordert wurde, Kritik an der KPC zu üben, damit die KP besser werde – man aber daraufhin entweder im Lager verschwand oder sofort vom Leben zum Tode kam). Ich denke, sie haben trotzdem eine gute Arbeit gemacht - den Umständen entsprechend. Es ist dadurch vieles verloren gegangen. Doch in den letzten Jahrzehnten bemüht man sich auf allerlei Art, alte Traditionen wieder zu entdecken und wiederzubeleben. Die Chinesische Medizin ist zäh.
Deshalb und in Dankbarkeit meinen Lehrern und deren Lehren gegenüber, bemühe auch ich mich ständig darum meine Techniken und Denkweisen zu hinterfragen, zu modifizieren und anzupassen.
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