Säureblocker: sinnvoll? - sinnlos? - schädlich?
Protonenpumpenhemmer sind wirkungsvolle Medikamente ... akut und kurze Zeit angewendet.
Mittlerweile kann man Säureblocker (Protonenpumpenhemmer oder H2-Blocker) ohne Rezept in der Apotheke kaufen.
Da kann es doch für die Gesundheit nicht gefährlich sein, oder?
Wissenschaftler meinen: Doch!
Vitamin-B12-Mangel
Kribbeln in Haut und Gliedmaßen, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen können ein Hinweis auf einen Vitamin-B12-Mangel sein. Das muss nicht unbedingt an minderwertiger Nahrung liegen. Möglicherweise liegt es an dem Säureblocker, regelmäßig eingenommen wird, der verhindert, dass Vitamin-B12 nicht mehr aus der Nahrung aufgenommen werden kann.
Bei H2-Blockern liegt das Risiko bei 25 Prozent, bei Protonenpumpenhemmern (Omeprazol, Pantoprazol) bei 65 Prozent.
Wirksamkeit?
Jugendliche Asthmatiker erhalten Protonenpumpenhemmer, um einen möglichen nächtlichen Reflux (aufsteigende Magensäure mit evtl. Sodbrennen) zu kontrollieren. Die Idee dahinter ist, dass nachts aufsteigende Magensäure deren Atemfunktion beeinträchtigen könnte.
Jedoch zeigt eine Studie aus dem Januar 2012 dass die Medikamente die Atemfunktion nicht verbessern, selbst dann nicht, wenn die Kinder tatsächlich unter nächtlichem Reflux litten. Dafür hatten die Kinder dann aber häufiger eine Bronchitis oder nach leichteren Sportunfällen Knochenbrüche, d. h. schwächere Knochen.
Hals- und Beinbruch?
Eine weitere Studie aus dem Januar 2012 zeigte, das auch bei Erwachsenen das Knochenbruchrisiko unter der Verwendung von Säureblockern steigt. Die Empfehlung der Forscher ist, wenn man unbedingt über mehrere Jahre hinweg diese Medikamente einnehmen muss, dass man sich gegebenenfalls mit Calcium und Vitamin D zusätzlich versorgt und darüber hinaus regelmäßig Sport treibt.
Die Siedler - kein Spiel im Darm!
Auch die FDA (amerikanische Gesundheitsbehörde) hat nun erkannt, dass die Säure in unserem Magen auch dem Schutz vor Bakterien dient. Wird über die Säureblocker die Magensäure zu sehr reduziert, so können Bakterien die Magenpassage überleben und sich im Darm ansiedeln. Dies kann zu einer Infektion des Darmes mit Clostridium difficile - einem echten Problemkeim - führen, das sich unter anderem in chronischen und gelegentlich heftigen Durchfällen äußern kann.
Ferner werden durch den Mangel an Säure Nahrungsbestandteile nicht ausreichend für die Verdauung im Darm vorbereitet. Dies kann sich dann als vermehrte Blähungen, Aufgetriebensein bis hin zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten zeigen.
Wozu sind Säureblocker dann noch gut?
Fazit
Lassen Sie lieber die Finger von Säureblockern zum Selberkaufen.
Suchen Sie nicht nach der schnellsten und einfachsten Lösung Ihres Säureproblems.
Scheuen Sie nicht zurück, gegebenenfalls auch Ihre Gewohnheiten zu ändern.
Lassen Sie auch Unbequemlichkeiten zu, wie allmorgendliches Teekochen, regelmäßiges Einnehmen pflanzlicher Tropfen, den für Sie passenden Sport (jenseits des Prestiges).
Suchen Sie mit dieser Offenheit einen Arzt oder Heilpraktiker auf, der Sie zu verstehen versucht und mit Ihnen ein Konzept für Sie erarbeitet.
Frau Herzig von der Harvard Medical School hält die Säureblocker nur bei 13 Prozent der Patienten für sinnvoll.